Hovězí vařené s rajskou omáčkou a houskovým knedlíkem: Studienfahrt nach Prag (J2a)
06. Oktober 2018

Studienfahrt der J2 nach Prag

 

Gulasch im Brot, die erste. Trotz der eindeutigen Fleischlastigkeit der böhmischen Küche haben auch unsere zwei Veganer Leckeres vor sich stehen, und wir sind beglückt über den netten Tschechen, der uns unsere kulinarischen Wünsche von den Augen abliest. Am Tylovo Námeští im Matylda Restaurat lassen wir die ersten beiden Tage Revue passieren. Verspäteter Abflug, mit Kartenspielen überbrückt. Das Plus Prag Hostel, innen deutlich wohnlicher als von außen vermutet. Das Frühstücksbuffet, schon bessere aber auch schlechtere gesehen. Stadtführung durch Prag mit Nadja und die Frage bleibt offen, ob nun Karl der Große Karl IV war oder nicht. Und der Nachmittag voll pittoresker Gässchen und schönen Cafés zum Abendessen, das nun vor uns duftet.
Prag beeindruckt mit viel Geschichte, architektonischer Vielfalt, einer einladenden, weitläufigen Altstadt, von der Brücken über die Moldau in die anderen Stadtteile führen, und Trdelnik-Ständen an allen Ecken, an deren Duft wohl außer unseren Veganern keiner von uns in den vier Tagen vorbeigekommen ist ohne der Versuchung zu erliegen.

Ortswechsel, Mittwoch. Wir alle sind froh, uns auf das Abenteuer veganes Essen eingelassen zu haben. Zumindest für eine Mahlzeit im Vegan’s Restaurant Prague. Wir bewundern nicht nur die herrlich duftenden Speisen mit den unaussprechlichen Namen, sondern die beiden Veganer der Gruppe, die sich tagein, tagaus so bewusst ernähren. Am Vormittag haben wir uns die Standseilbahn, den Aussichtsturm Petřin und die Prager Burg auf Schusters Rappen zu eigen gemacht. Am Nachmittag geht es mit historischen Booten auf die Moldau, die überraschenderweise auf Tschechisch Vltava heißt.
An unserem Besuch in einer der größten Discotheken Europas an der Karlsbrücke ist vielleicht erwähnenswert, dass 20 Minuten purer aromatisierter Sauerstoff, den man an Stationen über die Nase einatmen kann, genau so viel kostet, wie ein hochprozentiger Shot. Kann man machen… lieber Trdelnik.

Tag 4, Terezín. Die von den Nazis als Ghetto und zu Propagandazwecken missbrauchte Stadt ist bizarrerweise heute beides: normales Theresienstadt mit Banken, Bäckern und Škodas, aber eben auch Gedenkstädte und Mahnmal. Von hier aus wurden während der Shoa um die 75.000 tschechische und deutsche Juden vor allem nach Auschwitz deportiert. Rund 25.000 Juden kamen bereits vor Ort auf Grund der prekären Lebensverhältnisse ums Leben. Wir sind auf gute Weise erschlagen. Zunächst bekommen wir eine Führung in der sogenannten Kleinen Festung, die über die Jahrhunderte immer schon als Gefängnis diente. Beim anschließenden Besuch im Ghetto-Museum lesen wir ein Gedicht des damals hier internierten 13-jährigen František Bass:

Das kleine Rosengärtlein
duftet heut so sehr,
es geht auf schmalem Wege
ein Knabe hin und her.

Ein Knäblein, ach so schön und hold,
ein Knösplein, das g’rad blühen wollt‘.
erblüht einmal das Knösplein klein,
so wird das Knäblein nicht mehr sein.

Er sollte Recht behalten. Nur ein Jahr, nachdem er im Unterricht dieses Gedicht verfasst hatte, war František tot.

Gulasch im Brot, die Zweite. U Dvou Koček, schon von Generationen von Pragfahrern vor uns getestet und für gut befunden. Das Restaurant hält, was uns versprochen wurde. Lecker.

Am letzten Tag noch ein Höhepunkt unserer Reise: die Führung durch das jüdische Viertel mit Jana. Die begeisterte und äußerst belesene Tschechin führt uns durch den über Jahrhunderte gewachsenen jüdischen Friedhof und in vier sehr gut erhaltene Synagogen. Dabei schaffte sie es, nicht nur Geschichte lebendig werden zu lassen, sondern auch, uns alle bei der Stange zu halten. Wir sind mit der Zunft der Prager Fremdenführer versöhnt.

Bevor wir (wieder mit einer Stunde Verspätung) am Nachmittag zurückfliegen, genießen wir noch ein letztes Mal Gulasch im Brot, Tredelniks und unseren Abschiedsspaziergang im strahlenden Sonnenschein. Eine Woche haben wir Prag studiert: seine Küche, Geschichte, Architektur, Literatur und seine Menschen. Prag ist eine Studien-Reise wert – wir kommen wieder!