Pädagogik und Psychologie hautnah
28. Februar 2020

Exkursion der Klasse Es

Exkursion der Eingangsklasse des SGGS

Vom 05.02.-07.02.20 beschäftigte sich die Eingangsklasse des SGGS, kurz Es genannt, drei Tage lang mit Pädagogik und Psychologie – nein, nicht beim Mitsingen im Kindergarten-Morgenkreis und auch nicht hinter einer verspiegelten Scheibe in der Psychiatrie – sondern mit pädagogischen und psychologischen Erfahrungen am eigenen Leib.

Mit dem Interregio-Express ging es nach Aulendorf und von dort zu Fuß 50 Minuten lang zum Ziel, der Dobelmühle.

Lektion 1: Gruppendynamik

Am ersten Abend lärmten und lachten wir beim Spieleabend – Gruppendynamik live. Später am Abend fanden sich die meisten für ein Spiel zusammen, das ebenfalls mit Psychologie zu tun hatte: und zwar mit Profiling. Wie denkt ein Mörder? An welchen Tricks und Ticks erkennt man ihn? Mit Herzblut und Leidenschaft spielten sie Werwolf – das Gruppenspiel, bei dem man je nach zugeteilter Karte inkognito in die Rolle der Mörder oder der Unschuldigen schlüpft und sich gemeinsam berät, wer die Mörder sein könnten.

Lektion 2: Die Pädagogik ist ein weites Feld

Den nächsten Morgen starteten die unverwüstlichen Spieler unter uns mit einer weiteren Runde Werwolf, und das sogar vor dem Frühstück. Am Vormittag erhielten wir eine Einführung in die professionelle Erlebnispädagogik. Die beiden sympathischen Pädagogen der Dobelmühle brachten uns Spiele und Methoden bei, bei denen man miteinander nach bestimmten Regeln kommunizieren muss. Danach stand ein intuitiv-kommunikativer „Trust Walk“ an: Je ein Schüler mit verbundenen Augen wurde von einem anderen, sehenden, Schüler übers Gelände geleitet. Der Sehende berührte den Blinden dabei mit einer Kugel am Rücken. Die Signale sollten spontan entstehen und durften vorher nicht abgesprochen werden. Empathie und blinde Kommunikation – Pädagogik und Psychologie im Selbstversuch.

Am Niederseilparcours teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Die eine Gruppe sollte den Parcours von rechts startend überqueren, die andere Gruppe von links. Und das Schwierige: Wir mussten auf dem Seil aneinander vorbeikommen, ohne den Boden zu berühren. Falls doch jemand den Boden berühren würde, müsste seine gesamte Gruppe wieder von vorne beginnen. Wir schwankten, klammerten uns aneinander, feuerten uns an und schließlich schafften wir es. Die gelernte Lektion: Zusammen kann man etwas meistern, wenn man sich aneinander festhält und sich gegenseitig stützt. Und wenn dann doch jemandem ein Fehler unterläuft, macht das nichts.

Von den Erlebnispädagogen erfuhren wir in einem gebuchten Vortrag, dass die Erlebnispädagogik das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen des Einzelnen stärken sowie Gruppen zur Teamfähigkeit führen möchte, dass der Beruf des Erlebnispädagogen sehr abwechslungsreich und eng mit Sport und Natur verbunden ist. Neu für uns war, dass man das Fach Erlebnispädagogik auch studieren kann. Gelernte Lektion: Die Pädagogik ist ein weites Feld. Und man kann sogar Geld damit verdienen, Gruppen auf einem selbstgebauten Floß kentern zu lassen.

Lektion 3: Entwicklungspsychologie

Am Nachmittag machten wir uns Gedanken über unsere Begabungen, Interessen und Fähigkeiten. Im Unterricht hatten wir bereits darüber gesprochen, dass die Entwicklung eines Menschen zu einem bestimmten Teil von seiner Veranlagung und zu einem anderen Teil von seiner Umwelt beeinflusst wird. Demnach spielt Familie eine bedeutende Rolle, denn von unseren Eltern erben wir zum einen unsere genetischen Veranlagungen und zum anderen sind sie es, die uns als Erste beeinflussen. Deshalb nahmen wir uns Zeit, aufzuschreiben, welche Begabungen und Fähigkeiten wir in unseren Großeltern und Eltern entdecken können, und überlegten uns, ob wir einige dieser Fähigkeiten und Begabungen in uns selbst wiederfinden. Und welche Fähigkeiten und Interessen bringen wir als Individuum selbst mit?

Lektion 4: Anthropologie – Der Mensch als Kulturwesen und als Sozialwesen

Am Abend sprachen wir über die Möglichkeiten, unsere „Umgangskultur“ selbst zu erschaffen, und handelten einen Klassenvertrag aus. Da wir 24 Kopien davon anfertigten, wurde es chaotisch, als jeder jeden Vertrag unterschrieb. Nach drei Stunden Werwolfspiel (was sonst?) führten einige bis spät in die Nacht tiefe Gespräche über Gott, den Glauben und die Welt.

Am Morgen packten und putzten wir, wanderten wieder zum Bahnhof, fuhren nach Friedrichshafen, ließen uns am Bodensee noch eine Weile die Sonne ins Gesicht scheinen, führten entspannte Gespräche, blickten den Möwen hinterher, gingen shoppen oder Pizza essen. Dann stiegen wir müde in den Zug nach Hause, und während einige friedlich schliefen, spielten die Unerschrockenen trotz aller Erschöpfung selbst im Zug Werwolf (was sonst?) – bis zur Einfahrt in den Badischen Bahnhof.