Schüler unterrichten Schüler: Das BG zu Gast an der Grundschule
11. April 2022

BG-Schüler unterrichten GS

Die Klassenlehrer der vier ersten und zweiten Klassen wollten nach Merdingen reisen und das besondere Konzept der Hermann-Brommer-Schule hautnah einen ganzen Tag lang miterleben zu können. Doch wer kann denn mal spontan 20 Stunden an einem Tag vertreten, mitten in der erhöhten Krankheitsphase innerhalb des Kollegiums? Na, die Klasse Ed, die sich in ihrem Profilfach Pädagogik/Psychologie gerade mit den Themen „Lernen“ und „Erziehung“ beschäftigt. Ohne lange zu überlegen, stimmten die Schüler zu, diese einmalige Herausforderung anzunehmen und einen „Vertretungstag“ mit den Erst- und Zweitklässlern durchzuführen.

„Diese Möglichkeit fanden wird sehr „cool“ und waren überrascht, dass uns diese Fähigkeiten zugetraut wurden. In drei Doppelstunden haben wir uns intensiv mit der Vorbereitung beschäftigt, wie wir den Tag in unserer jeweiligen Klasse füllen könnten. Wir bildeten feste Gruppen, die jeweils einer Klasse zugeteilt wurden und überlegten, wie wir bewusst Lernprozesse unterschiedlicher Art bei den Kindern herausfordern und begleiten könnten. Wir schauten uns die Klassenzimmer an und stellten uns den Schülern vor. Wir erfuhren, dass sich alle Schüler und Schülerinnen in Mathe mit der Uhr beschäftigt haben und in Deutsch gerade Briefe schreiben. Aber irgendwie wollten wir nicht nur Mathematik und Deutsch unterrichten, auch andere Fächer sollten zum Zuge kommen. Wir machten uns Gedanken zur Umsetzung von schulischen Inhalten auch Religion, Englisch, Heimat- und Sachkunde, Kunst und Sport sowie Musik. Außerdem überlegten wir, wie wir in Konfliktfällen pädagogisch sinnvoll reagieren könnten, erstellten konkrete Zeitpläne und kopierten Material (Arbeitsblätter).

Am Tag selbst wurden wir ziemlich direkt ins kalte Wasser geworfen, doch Frau Rankers und Herr Pantli waren als Ansprechpartner da. Und Frau Peters hat überall nach dem Rechten geschaut. Da die „Jüngsten“ die „Großen“ und umgekehrt sich noch nicht kennen, waren erst einmal eine Vorstellung und Kennenlernspiele angesagt. Auch die Klassenregeln wurden besprochen, bzw. erklärten die Grundschüler den Großen ziemlich genau, was erlaubt/nicht erlaubt ist, welche Konsequenzen bestimmte Verhaltensweisen nach sich ziehen, etc. Besonders waren auch die Pausen, hier haben sich viele richtig ausgepowert, egal ob „Klein“ oder „Groß“ und das besondere für uns Große war es, auch mal in der sogenannten Lehrerlounge zu sitzen. Herr Pantli begrüßte uns mit: „Willkommen, liebe (angehende) Kollegen und Kolleginnen!“ Nach der Pause führten einige von uns Sachkundeunterricht („Tiere im Winter/Frühling“) durch, es wurde gebastelt, geturnt, es gab eine Vorlesezeit u.v.m. Vor Unterrichtsende gab es überall eine kurze Reflexion des Tages und einige besondere Verabschiedungen wie z.B. „Kann ich deine Telefonnummer haben, du bist jetzt mein großer Freund/meine große Freundin“ und ein Versprechen, sich wieder zu treffen.

Irgendwie ging der Vormittag so schnell zu Ende und wir waren alle ziemlich müde, dass Vieles schon wieder fast vergessen ist. Aber einige Erlebnisse sind uns noch sehr präsent. Hier ein paar Eindrücke von Mitschülerinnen und Mitschülern:

„Ein Mädchen hatte Geburtstag und verteilte Smarties. Ich war kurz weg und freute mich unheimlich darüber, dass sie mir auch unbedingt Smarties geben wollte und extra noch für mich welche gesucht hat.“

„Ein Kind kam auf mich zu und sagte: „Du bist Meine!“ So in dem Sinne, die anderen Kinder aus meiner Klasse können sich wen anders von den großen suchen, denn ich hab ja dich ausgesucht.“

Eine Gruppe schreibt: „Besonders berührend fanden wir, dass die Kinder uns so offen und vor allem herzlich empfangen haben. Sie wollten mit uns befreundet sein, haben uns Komplimente gemacht. Noch an diesem Tag schrieben wir in ihre Freundebücher hinein und noch Tage später winken sie uns im Schulhaus zu, kommen zu uns gerannt, schenken uns ein Lächeln. Für uns war es ein anstrengender, aber sehr schöner und ereignisreicher Tag, an dem vor allem wir viel lernen durften. Viele von uns sind müde, aber sehr zufrieden und glücklich mit neuen Erfahrungen nach Hause gegangen.

Zwei Wochen später konnten dann die Schülerinnen und Schüler der J1s ebenfalls Erfahrungen in der Grundschule sammeln. Ihr Fazit nach diesem Tag:

Was einerseits gut gelungen ist, war die Kommunikation mit den einzelnen Schülern. Wenn sie Fragen hatten, kamen sie zu uns und wir konnten sie gut beantworten. Vor allem die Einzelgespräche mit den Kindern waren schön, denn dadurch hatte ich das Gefühl, dass die Kinder sich glücklicher fühlen, wenn sie jemandem haben, der ihnen zuhört und sich für ihre Erlebnisse und Gedanken interessiert. Die Kommunikation mit der gesamten Klasse war schwieriger, da es oft ein großes Durcheinander mit den unterschiedlichen Meinungen gab. Es war ziemlich laut und chaotisch, und die Kinder meckerten sofort, wenn sie keine Lust auf bestimmte Aufgaben hatten. Das fand ich schade. Insgesamt fand ich den Tag schön, auch wenn ich nun weiß, dass ich später nichts mit Kinderbetreuung beruflich machen möchte.

Adelina

Der Tag als „Grundschullehrerin“ war ein sehr interessanter Tag, um sich mit diesem Berufsbild auseinanderzusetzen. Die Kinder waren sehr offen und haben sich auch auf uns eingelassen, wodurch man erst richtig gemerkt hat, was man für eine große Verantwortung trägt und wie sehr man für diese Kinder als Vorbild fungiert. Ich denke, dieser Beruf ist ein sehr bereichernder Job, in dem man sehr viel erlebt. Die eine oder andere Geschichte hat mir diesen Tag noch mehr versüßt.

Alisha

Es war ein super tolles Erlebnis, mal in die Berufswelt eines/r Grundschullehrer/in reinzuschnuppern. Bewundernswert war die große Motivation der Grundschüler/innen mit uns gemeinsam zu arbeiten. Ganz toll war es auch, dass nicht nur wir den Grundschülern etwas beibringen konnten, sondern, dass auch die Grundschüler uns neue Dinge beigebracht haben und uns ganz neue Sichtweisen auf gewissen Dinge und Situationen aufgezeigt haben. Auch die Hilfsbereitschaft einzelner Kinder war fabelhaft. Wussten wir großen Schüler mal eine Klassenregel nicht oder waren mit einer Situation leicht überfordert, kam immer irgendein/e Schüler/in und hat uns gesagt, wie wir die Problematik beheben können. Auch das Feedback der Grundschüler war super hilfreich und hat einem gezeigt, was man gut gemacht hat und was man noch besser machen könnte. Ganz herzig ist auch, dass die Grundschüler/innen einen jetzt auf dem Schulhof supersüß anlächeln und immer ein Gespräch suchen.

Mara

Uns hat es sehr gefallen, dass wir an diesem Tag selbst einmal ausprobieren konnten, wie es ist, einen Unterrichtstag vorzubereiten und durchzuführen. Dabei haben wir erkannt, dass lange nicht immer alles so läuft wie geplant, allerdings war es dabei auch schön zu sehen, wie die Grundschüler uns dabei unterstützt haben und wir so gemeinsam eine kreative Lösung finden konnten. Generell sind wir sehr dankbar für die gute Mitarbeit, Offenheit und Freundlichkeit unserer Klasse, wodurch wir den Tag wirklich genießen konnten.

Emma und Rahel

Besonders überrascht hat mich, als wir zusammen „Bei Müllers hat’s gebrannt brannt brannt“ gespielt haben. Viele kannten es noch nicht, aber wollten es direkt ausprobieren.

Yasemin

Was den Tag mit den Grundschulkindern so besonders gemacht hat, waren die starken individuellen Charaktere der einzelnen Schüler, die es schafften, unseren gemachten Plänen eine Herausforderung zu bieten. Wir wurden gefordert schnell umzudenken, da mit Kindern dann wohl doch nicht immer alles nach Plan läuft. Am Ende des Tages bin ich sehr dankbar für diese Möglichkeit, genauso wie die Offenheit, mit der uns die Kinder entgegentraten, sodass auch neue Dinge umsetzbar waren. Jetzt haben wir wohl immer die netten Grundschüler „an der Backe“, die uns stolz grüßen, wenn sie uns erkennen, was sehr schön ist.

Alessia

Ich fand den Umgang mit den Kindern sehr schön und es hat mir persönlich sehr viel Freude gemacht.

Afra

Ich fand es sehr spannend mit den Kindern. Für sie da zu sein und mit ihnen Zeit zu verbringen und ihnen etwas für die Schule beizubringen, war eine sehr positive neue Erfahrung.

Silas

Mich hat es sehr überrascht, was für verschiedene Persönlichkeiten die Kinder hatten und wie der Umgang untereinander ist. Es war eine sehr tolle Erfahrung.

Julia

Ich find’s total schön, dass die Kinder uns seither grüßen, wenn sie uns sehen. Außerdem waren die Dankbarkeit und Freude der Kinder sehr schön an diesem Tag.

Eileen

Die Zusammenarbeit mit den Grundschüler:innen war sehr energiereich und aufregend. Ich fand es schön zu sehen, wie schnell die Schüler:innen zu begeistern waren, besonders hat mir die angenehme Kommunikation gefallen.

Lara