Ein besonderer Ausflug nach Stuttgart: Schulpreis für das GymnasiumGemeinsam
29. Juni 2022

Schulpreis ESW 2022

„Bevor wir hier beginnen, muss ich gschwind dem Stefan Windisch sagen, dass sie einen Preis gewonnen haben. Aber welcher es sein wird, verrate ich noch nicht“, sagte Ute Henne, stellvertretende Geschäftsführerin des Evangelischen Schulwerks (ESW) bei ihrem letzten Besuch an der FES im Mai. Good News!

Am vergangenen Freitag war es endlich so weit und eine Abordnung des „GymnasiumGemeinsam" begab sich auf den Weg nach Stuttgart. Gespannt darauf, welcher Preis es denn nun geworden ist, sind Ben, Mariella, Levin und Sebastian aus der Gy8c mit ihren Lehrerinnen Frau Möckel und Frau Giess in Lörrach in den Zug gestiegen. Begleitet wurden sie von Thomas Mürle, stellv. Schulleiter unseres Partners Karl-Rolfus-Schule, ihrem Schulleiter Stefan Windisch und Nathanael Pantli, der die „Grundschule gemeinsam“ mit aufgebaut hat.

Nominiert wurde die FES für den Schulpreis Diakonische Praxisprofilierung des ESW für das Projekt „GymnasiumGemeinsam“, das inzwischen bei Klasse 8 angekommen ist. Inklusion an einem Gymnasium ist noch immer etwas besonderes, die Jury honorierte das Projekt darum auch mit einem 2. Preis, der mit 1.000 Euro dotiert ist.

Bei einem Festakt im Gebäude der Diakonie stellte sich jede der vier Preisträgerschulen persönlich und in einem Video vor. Warum sollte die „Grundschule gemeinsam“, die es inzwischen seit zehn Jahren in Kooperation mit der Karl-Rolfus-Schule gibt, am Gymnasium fortgesetzt werden, fragte Ute Henne. Für Schulleiter Stefan Windisch und seine Mitstreiter stellte sich 2017 eher die Frage: Warum nicht am Gymnasium? „Natürlich wissen unsere Gymnasiasten, dass sie den Schülern der Karl-Rolfus-Schule kognitiv überlegen sind, aber sie nutzen dies nicht zu ihrem eigenen Vorteil. Wir möchten jedes Kind in seiner Entwicklung fördern und seine Persönlichkeit stärken. Jedes Kind hat besondere Begabungen, ist wertvoll und wird, so wie es ist, von Gott geliebt“, betont er. „Hier werden die Führungskräfte von morgen ausgebildet, die von Beginn an mit Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich umgehen“, ergänzt Thomas Mürle, stellvertretender Schulleiter der Karl-Rolfus-Schule. „Solche Mitarbeiter wünsche ich mir für mein Unternehmen“, zitiert er einen Vater der ersten Kooperationsklasse.

In einer inklusiven Klasse lernen 23 Gymnasialkinder und sechs Schülerinnen und Schüler mit Handicap gemeinsam. Das Konzept sieht so aus, dass die Kinder in zwei nebeneinander liegenden Klassenzimmern unterrichtet werden. Die Räume sind durch eine Tür miteinander verbunden, sodass getrennter oder gemeinsamer Unterricht möglich ist. Das Motto lautet dabei: So viel gemeinsam wie möglich und so wenig getrennt wie nötig. Für unsere Schülerinnen und Schüler ist es normal, die Vielfalt zu erleben und damit umzugehen. Sie lernen, die eigenen Schwächen wahrzunehmen im Zusammenspiel mit den anderen und den anderen so zu lieben, wie er ist.

Die anwesenden Gäste waren beeindruckt von unserem Projekt und auch unseren Schülern. Sie nutzten den anschließenden Apèro für intensive Gespräche. Für diejenigen unter uns auf dieser Reise, die im Schulalltag das GymnasiumGemeinsam nicht so oft erleben, war es besonders eindrucksvoll zu sehen, wie die vier Schülerinnen und Schüler miteinander umgehen. Jede/r einzelne brachte während des Ausflugs seine Gaben ein und übernahm Verantwortung für die ganze Gemeinschaft. Auf die Frage, was denn das Beste an der Reise gewesen sei, antwortete Ben: „Die Zugfahrt“. Und das, obwohl wir in Karlsruhe den Anschluss nach Basel verpassten und dadurch erst gegen Mitternacht zuhause ankamen. Oder vielleicht gerade deshalb?

Claudia Schäfer
Abt.leiterin Kommunikation