24. Juni 2024

Geburtstagsfest an der Karl-Rolfus-Schule

Am zweiten Juni-Wochenende feierte ein ganz besonderes Projekt seinen 10. Geburtstag. Im Schuljahr 2013/14 nahm eine neue Außenstelle des St. Josefshauses – die Karl-Rolfus-Schule, Standort Wallbrunnstraße – ihren Betrieb auf. Und mit ihr startete das Inklusionsprojekt GrundschuleGemeinsam: 15 Kinder der FES und 6 KRS-Kinder mit Beeinträchtigung lernen in einer Grundschulklasse zusammen. Das Motto lautet seitdem: Es ist normal, verschieden zu sein

Schon während des gesamten Schuljahres gab es – immer am 10. Eines Monats – Überraschungsaktionen für die Kinder, erzählte Birgit Hehl, Leiterin des St. Josefshauses in ihrer Begrüßung zur Feierstunde am Freitag. An diesem Wochenende wurde nun das eigentliche Jubiläum begangen.

Auftakt war eine Feierstunde im Hof der Schule – pünktlich zu Festbeginn hörte es auf zu regnen und dank fleißiger Helferinnen waren die Stühle für die geladenen Gäste schnell getrocknet. Diese durften sich dann auf ein ganz besonderes Theaterstück freuen, wie Nathanael Pantli, Schulleiter der FES-Grundschule verriet. „Die Versammlung“ stand auf dem Programm. Und in dieser Versammlung lernte das Publikum von den Hasen, dass jeder vom anderen was lernen und so auch seine Angst überwinden kann. Begleitet wurde das Theaterstück vom mittlerweile berühmten Chor der GrundschuleGemeinsam, der erst vor wenigen Wochen auf dem Lörracher Marktplatz anlässlich des Tages der Inklusion auf der Bühne stand.

Grußworte und Ehrungen dürfen an solch einem Anlass nicht fehlen. Launig moderiert von Daniel Dröschel kamen zunächst die Eltern zu Wort. Egal ob Eltern eines Karl-Rolfus-Kindes oder eines FES-Kindes – alle waren vor allem eines: erfüllt mit Dankbarkeit. Berührend waren die Worte von Herrn Engler, der betonte, wie gut aufgehoben sie sich als Familie immer gefühlt haben, sowohl von den Betreuenden als auch von den Kindern in der Klasse von Fanny. „Für uns als Eltern war das ein Paradies“, bestätigte Conny Schäuble, deren beide Kinder an der GrundschuleGemeinsam waren und inzwischen die FES besuchen.

Im Anschluss kamen die Vorstände zu Wort. FES-Direktor Wolfgang Zschämisch nahm Bezug auf den großen Pädagogen Comenius, der schon im 17. Jahrhundert wollte, dass allen Kindern alles gelehrt werde. Teilhabe für alle Kinder sei etwas Urchristliches: „Wir haben den Auftrag, den Gedanken in der Gesellschaft zu pflanzen, dass jeder Mensch wertvoll und von Gott geliebt ist.“
Birgit Ackermann, Vorständin des St. Josefshauses, brachte es auf den Punkt: „Bei allen Unterschieden und damit verbundenen Herausforderungen zwischen katholischem und evangelischem Träger eint uns mehr als uns trennt.“

Regina Höfler vom Staatlichen Schulamt wandte sich vor allem an die Mitarbeitenden und würdigte ihr herausragendes Engagement, ohne das ein solches Leuchtturmprojekt nicht möglich wäre. Dem schloss sich der Oberbürgermeister der Stadt Lörrach Jörg Lutz an, der die gute Zusammenarbeit auch mit den Kooperationspartnern Kita im Innocel und anderen lobte.

Schule ohne Schüler – das ist natürlich nicht denkbar. Und so wollten Schulleiterin Judith Pantli und Thomas Mürle, stellv. Leiter des St. Josefshauses, von Mariella, Jedda, Tibo und Magomed wissen, wie es war, neun Jahre gemeinsam in einer Klasse zu lernen. Denn dass das Projekt GymnasiumGemeinsam am FES-Campus nicht schon nach der 6. Klasse beendet wurde, ist vor allem auch ihrem Engagement zu verdanken. Seinerzeit schrieben die Schüler einen Brief an die Schulleitung, in dem sie darlegten, wie wichtig es für sie sei, gemeinsam mit den Karlis in einer Klasse zu bleiben. Und noch heute versuchen sie, sich so oft wie möglich zu treffen und zum Beispiel gemeinsam Geburtstage zu feiern, erzählte Mariella.

Im Anschluss war dann Gelegenheit, bei einem Glas Sekt und dem einen oder anderen Häppchen miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese konnten dann am Samstag beim sehr gut besuchten Tag der offenen Tür fortgesetzt werden. Viele Familien nutzten die Gelegenheit, die Räume anzuschauen und mehr über das Konzept inklusive Grundschule zu erfahren. Es gab viele Mitmach-Aktionen und begeisternde Vorführungen.

Claudia Schäfer
Redaktion